Wie sich MS auf die Psyche auswirken kann

Multiple Sklerose geht oft mit einer großen psychischen Belastung sowie negativen Gefühlen wie Hilflosigkeit und Angst einher. Das kannst Du dagegen tun.

Das Krankheitsbild der MS betrifft zwar nicht direkt die Psyche, wirkt sich aber trotzdem auf das seelische Wohlbefinden aus. So können die vielen, verschiedenen Symptome, die Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten, aber auch die Unsicherheit, nicht zu wissen, wie die Krankheit verlaufen wird, zu psychischen Belastungen führen. Vielleicht hast Du selbst bereits diese Erfahrung gemacht.

Für Menschen mit MS stellt es oft eine Herausforderung dar, sich ihren Gefühlen und der Situation zu stellen und diese allein zu meistern. Oft brauchen sie Hilfe, wenn das seelische Gleichgewicht durch die Multiple Sklerose gestört ist und psychische Belastungen auftreten.1

VON PHASE ZU PHASE MIT MS

Vielleicht erinnerst Du Dich noch an den Tag Deiner Diagnose und wie es Dir in der Zeit danach ging. Viele MS-Patienten durchlaufen zu Beginn ihrer Erkrankung die sogenannten Trauerphasen.2 So befinden sie sich zunächst in einer Schockstarre und gehen dann in eine Phase der Verleugnung über, in der sie die Diagnose Multiple Sklerose nicht wahrhaben wollen. Sie kämpfen dabei mit dem Gefühl der Verzweiflung sowie Hilf- und Ratlosigkeit.23

Dann folgt meist ein Ausbruch an Emotionen und ein wahres Gefühlschaos. Empfindungen wie Leid, Schmerz, Wut, Zorn und Angst wechseln sich ab und bestimmen den Alltag. Schließlich kommt der Punkt, an dem die Betroffenen schauen müssen, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen wollen beziehungsweise können. Nicht jedem MS-Patienten gelingt es, der Erkrankung nicht zu viel Raum zu geben. In einigen Fällen kann die psychische Belastung so groß sein, dass es zu einer Resignation, Depression oder Lethargie kommt.23

Doch es gibt auch Menschen mit Multiple Sklerose, die durch ihre Diagnose Erleichterung erfahren. Dies ist vor allem dann häufig der Fall, wenn zwischen den ersten Symptomen und der Diagnosestellung ein großer Zeitraum liegt.4

WAS TUN, WENN DIE SEELE DURCH DIE MS LEIDET

Gehe gegen die psychischen Belastungen an, damit Deine Seele nicht zu viel Schaden nimmt. Mit diesen Dingen kannst Du etwas für Deine Gesundheit tun:345

  • Lasse Gefühlsausbrüche zu.
  • Lenke Dich nicht von ungelösten Problemen und Konflikten ab, sondern versuche, sie in Angriff zu nehmen. Wenn Du es nicht alleine schaffst, hole Dir Hilfe.
  • Setze Dich mit Deiner MS auseinander und gehe, wenn möglich, offen mit Deiner Erkrankung um.
  • Halte Deine Gedanken in einem Tagebuch fest.
  • Suche Hobbys, die Dich entspannen, zum Beispiel Malen, Musikhören, Spazierengehen. Auch Entspannungstechniken wie Autogenes Training können helfen, Ruhe in das Gedanken- und Gefühlschaos zu bringen.
  • Übe Dich in Geduld, auch wenn es nicht immer leicht ist.
  • Finde eine Einstellung zu Deiner Erkrankung.
  • Setze Dir erreichbare Ziele. Sei nicht enttäuscht, wenn einmal etwas nicht so klappt, wie Du es Dir vorgestellt hast.
  • Setze Dich nicht unter Druck.
  • Vermeide Stress um Deiner Gesundheit willen.
  • Tausche Dich mit anderen Betroffenen aus, zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe.
  • Hole dir professionelle Hilfe, zum Beispiel in Form einer Psychotherapie.

MS UND DEPRESSIONEN

Für Menschen mit MS liegt das Risiko an einer schweren Depression zu erkranken bei 50 Prozent, für weniger schwere Depressionen bei 70 Prozent.6 Kommt es dazu, ist es oft schwierig dies zu erkennen. Denn eine Depression geht mit Symptomen einher, die auch typisch für Multiple Sklerose sind: starke Abgeschlagenheit, Schwierigkeiten bei der Planung des Alltags sowie bei Entscheidungsfindungen und Konzentrationsschwierigkeiten.7

Depressionen können einen großen Einfluss auf die Persönlichkeit, die Einstellung zu anderen Menschen sowie die körperliche Leistungs- und Genussfähigkeit haben.7 Es ist aber möglich, sie zu behandeln. Ziel dabei ist es, den Leidensdruck des Patienten zu reduzieren und dadurch Lebensfreude und Lebensqualität wiederherzustellen.6

MÖGLICHKEITEN DER THERAPIE VON DEPRESSIONEN​

Nichtmedikamentöse Therapie

Bei leichten bis mittelschweren Depressionen erfolgt die Behandlung zumeist mittels Psychotherapie. Dabei kommen zwei Verfahren zum Einsatz. Bei der kognitiven Verhaltenstherapie werden dem Patienten unter anderem Wege aufgezeigt, wie angenehme Aktivitäten auf- und unangenehme Aktivitäten abgebaut werden können und wie sich die (wiedergewonnene) Lebensfreude erhalten lässt. Ziel ist es, gemeinsam mit dem Patienten Denkmuster zu durchbrechen.

Bei der interpersonellen Therapie stehen hingegen die sozialen Beziehungen des Patienten im Vordergrund. In Rollenspielen lernt er, mit schwierigen Situationen umzugehen.

Medikamentöse Therapie

Eine medikamentöse Behandlung kann vor allem bei mittelschweren bis schweren Formen der Depression zum Einsatz kommen. Die Präparate greifen in die Stoffwechselvorgänge des Gehirns ein. Welches Medikament zum Einsatz kommt, entscheidet der behandelnde Arzt mit Blick auf die individuellen Symptome des Patienten.