Medikation der MS

  • WELCHE BEHANDLUNGSMETHODEN GIBT ES GEGEN MS
    (MULTIPLE SKLEROSE)?

Eines klar vorweg: MS ist derzeit nicht heilbar.
Sie kann aber sehr wohl mit Hilfe verschiedenster Therapien bekämpft und unter Kontrolle gehalten werden: Bei einem akuten Schub wird über den Zeitraum von 5 bis 7 Tagen hochdosiertes Cortison via Infusion verabreicht. Beta-Interferone (Avonex,Plegridy, Betaferon, Rebif) sollen die Häufigkeit der auftretenden Schübe eindämmen und werden subkutan bzw. intramuskulär (dh, sie werden unter die Haut bzw in den Muskel gespritzt) verabreicht.

Bei einem schweren Verlauf der MS wird auch eine Chemotherapie angewendet, sogenannte Immunsuppressiva. Beispiele dafür sind etwa Azathioprin, Mitoxantron sowie Cyclophosphamid oder Methotrexat.

Bei der Behandlung mit Glatiramerazetaten werden 4 Aminosäuren via Injektion verabreicht, die die Autoimmunreaktion umlenken bzw. bremsen sollen. Diese Art der Behandlung dämmt wie die Interferone die Häufigkeit der Schübe ein, was vor kurzem festgestellt worden ist.

In der Folge eine genauere Beschreibung von „neueren“ Medikamenten:

Tysabri = Natalizumab ist bei sehr schweren Verläufen oder wenn Basistherapeutika nicht helfen, nur als Eskalationstherapie, zur Behandlung der Multiplen Sklerose zugelassen. Statistisch betrachtet bringt das monatlich zu infundierende Mittel (Infusion unter ärztlicher Beobachtung) zwar einen großen Nutzen, auch gemessen an anderen MS-Therapien, doch kann es in seltenen Fällen auch sehr schwere, mitunter tödliche
Nebenwirkungen mit sich bringen: die PML, ausführlich „progressive multifokale Leukenzephalopathie“. An PML können nur JVC-Antikörper-positive Menschen erkranken.Allerdings können Patienten, die vor Tysabribehandlung JVC-negativ waren, auch im späteren Verlauf noch Antikörper bilden und somit an einer PML erkranken.

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Fingolimod = Gilenya von Novartis gehört zur Gruppe der Immunsuppressiva und ist eine synthetische Nachbildung des natürlichen Wirkstoffs Myriocin. Myriocin stammt aus dem Pilz Isaria sinclairii. Fingolimod hält eine wichtige Untergruppe der weißen Blutkörperchen, die Lymphozyten, in den Lymphknoten zurück und senkt so die Zahl von Lymphozyten, die in das Zentralnervensystem einwandern und dort Nervenbahnen von Patienten mit MS schädigen könnten. Fingolimod hemmt somit die Wanderung von Lymphozyten aus den lymphoiden Organen ins Blut und senkt so die Zahl entzündungsfördernder Lymphozyten, die im Zentralnervensystem schädigend wirken könnten. Es arbeitet also sehr „zielgerichtet“ und beeinträchtigt die gesunden Lymphozyten (im Gegensatz zu anderen Medikamenten) NICHT!
Einnahme: 1x täglich eine Tablette

Nebenwirkungen: Kopfschmerzen, Virusinfektionen (Grippe-ähnlich), Durchfall, Rückenschmerzen, Husten, erhöhter Leberwert, Wasserbildung in der Makula des Auges (verrschwommenes Sehen), Herzrythmusstörungen
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Fumarsäure = Tecfidera (Dimethylfumarat) ist ein orales MS-Mittel. Die magensaftresistenten Hartkapseln zur Behandlung von schubförmiger Multipler Sklerose sind zwei Mal täglich einzunehmen. Fumarsäure kommt in größeren Mengen in verschiedenen Pflanzen, Pilzen und Flechten vor. Synthetisch wird Fumarsäure durch Isomerisierung aus Maleinsäure hergestellt. Dimethylfumarat blockiert Rezeptor und hemmt Einwanderung von Entzündungszellen ins zentrale Nervensystem. Die Fumarsäure wird bereits seit Jahren, allerdings völlig anders dosiert, gegen Schuppenflechte eingesetzt.

Nebenwirkungen: Häufig betreffend den Magen-Darm-Bereich (Bauchschmerzen und Durchfall), Flashes (Hitzestau). Unter Umständen kann es auch PML -Progressive multifokale Leukenzephalopathie hervorrufen. Das Risiko für PML unter Dimethylfumarsäure (DMF) ist allerdings wesentlich geringer als für Tysabri!

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Aubagio = Teriflunomid ist ein selektives Immunsuppressivum mit entzündungshemmenden Eigenschaften. Der genaue Mechanismus, durch den Teriflunomid seine therapeutische Wirkung bei MS entfaltet, ist nicht geklärt, aber es ist bekannt, dass er das Wachstum bei Lymphozyten reduziert, indem er ein mitochondriales Enzym blockiert.
Einnahme: 1x täglich eine Tablette

Nebenwirkungen: obere Atemwegsinfektionen, Harnwegsinfektionen, Durchfall, Übelkeit, Parästhesie (Kribbeln), Alopezie (Haarausfall) und Erhöhung der Leberenzyme.
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Plegridy = Peginterferon beta 1a ist als Fertigpen oder Fertigspritze erhältlich, die 63,94 oder 125 Mikrogramm Peginterferon beta-1a enthalten. Die Behandlung sollte mit einer Dosis von 63 Mikrogramm begonnen werden, nach zwei Wochen gefolgt von einer Dosis von 94 Mikrogramm und danach 125 Mikrogramm alle zwei Wochen.
Der genaue Wirkmechanismus von Plegridy bei MS ist bisher nicht bekannt, jedoch scheint der Wirkstoff des Arzneimittels, Peginterferon beta 1-a, das Immunsystem (die natürliche Abwehr des Körpers) zu beruhigen und er beugt Schüben der MS vor.

Einnahme: 14-tägig 1 Spritze intramuskulär  (= in Muskel – Bauch, Arm oder Oberschenkel)

Nebenwirkungen: (ähnlich der bei Avonex und andere Beta-Interferonen)
Kopfschmerzen, Myalgie (Muskelschmerzen), Arthralgie (Gelenkschmerzen), grippeähnliche Symptome, Pyrexie (Fieber), Schüttelfrost, Asthenie (Schwäche) und Erytheme (Rötung der Haut), Schmerzen oder Juckreiz an der Injektionsstelle.
Die Behandlung mit Plegridy darf nicht während der Schwangerschaft begonnen werden!

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ACHTUNG! Fachleute raten davon ab, aus reiner Spritzenmüdigkeit eine funktionierende Basistherapie abzubrechen und zur Tablette zu wechseln: „Never change a winning team!“ Multiple Sklerose ist nach wie vor eine sehr individuelle Krankheit und entsprechend wirkt das gleiche Präparat nicht bei jedem Patienten gleich gut.
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Fampyra ist KEINE Basistherapie!
Fampridin = Fampyra von Biogen Idec, ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der reversiblen Kaliumkanal-blocker, der als erstes Medikament bei allen Verlaufsformen der Multiplen Sklerose (MS) zur Verbesserung der Gehfähigkeit von erwachsenen MS-Patienten (EDSS 4–7) eingesetzt wird. Chemisch ist der Stoff den Aminopyridinen zuzuordnen.
Einnnahme: zweimal täglich eine Tablette im Abstand von 12 Stunden (eine Tablette morgens und eine Tablette abends).

Nebenwirkungen: Parästhesien, Harnwegsinfekte, Schlaflosigkeit, Schwindel, Kopfschmerz, Übelkeit, Asthenie, Rückenschmerzen, Gleichgewichtsstörungen sowie in seltenen Fällen auch Krampfanfälle und Vorhofflimmern

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Weiters werden die Physio- (Erhaltung der Selbstständigkeit im täglichen Leben, Verbesserung der Bewegung, Versorgung mit Hilfsmitteln) bzw. die Ergotherapie (Unterstützung im alltäglichen Leben) in der Behandlung der Symptome der MS eingesetzt. Falls erforderlich können auch Psychotherapie (Hilfe durch einen Therapeuten), die Logopädie (Sprach- und Sprechtherapie) oder auch die Hippotherapie (Arbeit mit einem Therapiepferd) zum Einsatz kommen.

Bitte bedenkt: Diese Informationen sind zwar gut recherchiert,
können dennoch unvollständig, inzwischen geändert, vor allem aber
NICHT FÜR JEDEN ZUTREFFEND, sein!
Sie sollen nur als Information für euch und euer Gespräch mit Ärzten dienen.