Gedanken eines Rollstuhlfahrers

Ich lese immer wieder von RollstuhlfahrerInnen, die sich negativ über Leute äußern, denen sie auf der Straße begegnen. Ich gehöre ja noch nicht so lange zum rollenden Volk aber ich weiß schon jetzt, dass auch dieses Thema sehr mit der persönlichen Einstellung zusammen hängt.
Ich sehe natürlich auch so manche Blicke und LÄCHLE aber einfach freundlich zurück oder grüße sogar. Das bricht das Eis und die Angst zwischen FußgängerIn und RollifahrerIn. Wozu sich lange Gedanken und sich selber verrückt machen? Die Leute wissen oft gar nicht wie ihnen geschieht weil sie es nicht gewohnt sind und keine Erfahrung haben. Das kann man ihnen doch bitte nicht vorwerfen!
Denk mal zurück wie DU früher auf Rollifahrer und schwankende Personen reagiert hast. Hast du einfach weg geschaut, dir gedacht: „Am hellichten Tag schon SO betrunken!“ Eben…

Ich habe in den letzten Monaten jede Menge positive Erfahrungen gemacht, was Hilfeangebote angeht, was mich als Rollstuhlfahrer angeht. Fahrgäste die eine Türe aufhalten, beim ein-/aussteigen helfen (wollen) und Bus- bzw. StraßenbahnfahrerInnen die bereitwillig helfen, die Rampe rausfahren, den Bus absenken usw.
Beim letzten MS Treffen sah ich schon die Bim und dachte: „Mist, die schaff ich nicht mehr!“ FALSCH GEDACHT! Ein junges Paar, beide KEINE Österreicher hielten mir die Bim auf. SIE blieb in der Tür stehen und ER kam mir über die Straße entgegen und half mir über Gehsteig- und Türschwelle der Bim. Beim Aussteigen ebenso!
Und vorgestern fragte mich ein junger Mann, auch beim Aussteigen, ob er mir helfen darf. HEY! Ich bin begeistert, daß sich auch junge Menschen so hilfsbereit zeigen. Ich DANKE euch von Herzen!

Auf der anderen Seite gibt es aber natürich auch jede Menge Leute, die hirn- äh – gedankenlos vor dir über die Straße laufen und sich durch die Tür drängen und wir müssen bremsen, damit wir ihnen nicht in die Beine fahren.
Hey ihr! Wir sind schneller als ihr und der Rolli ist härter alls eure Knöchel. Also wundert euch nicht wenn ihr Bekanntschaft macht, ihr seid selber schuld!
Müssen wir wirklich für euch mitdenken? Seid ihr denn wirklich so rücksichtslos und egoistisch oder wann schaltet ihr euer Hirn ein? Und das traurige dabei ist, dass es ältere genauso sind, die ihre Gedankelosigkeit mit Nachdruck beweisen! Vielleicht sollte ich mir einen Aufkleber besorgen:
>>> ICH BREMSE AUCH FÜR FUSSGÄNGER! <<<

Bei der Gelegenheit! LEIDER sind die Straßenbahnhaltestellen, auch nach vielen Neu- und Umbauten in Linz zB. nach wie vor zu niedrig und die Schwellenhöhe in die Bim zu groß! Irgendwie kommt es mir vor als sagen sie uns damit: „Wir kommen euch eh auf HALBER HÖHE entgegen!“ Und was ist mit dem Rest, bitte?
Euch Verantwortlichen würde ich gern mal zusehen, wie ihr ALLEINE mit dem Rollstuhl in so eine Straßenbahn einsteigen wollt! Und wer meint, wir haben immer einen Begleiter mit dabei der uns hilft, erkläre ich: Wir sind eigenständige und erwachsene Menschen! Wir dürfen schon alleine auf die Straße, nur IHR macht uns das Leben schwerer als es sein müsste! Und dann hätte ich noch gerne die Adresse wohin ich die Rechnung für die Persönliche Assistenz schicken darf.

Das waren so meine positiven und negativen Gedanke zum Thema RollstuhlfahrerInnen und ihre Erlebnisse aus meiner Sicht.

Euer
WOLF

WolfIB