Archiv des Autors: Wolf

Covid-19, Impfen und Multiple Sklerose – eine Sammlung

KOPIE DES AMSEL NEWSLETTERS VOM 29.03.2021

[aktualisiert: 29.03.2021] – Um die Impfung mit Covid-19-Impfstoffen tun sich immer wieder neue Fragen auf. Parallel dazu werden neue Impfstoffe zugelassen oder stehen kurz davor. Anlass, hier eine plattformübergreifende Sammlung unserer Veröffentlichungen anzulegen.

Die AMSEL begleitet die Entwicklung der neuen Impfstoffe seit Herbst 2020. Während anfangs noch die ausführlichen Studiendaten zum ersten mRNA-Impfstoff fehlten, sind diese inzwischen veröffentlicht und weitere Impfstoffkandidaten sind bereits zugelassen oder warten in der Pipeline. Unsere Veröffentlichungen in diversen Formaten (Newstext, MS-Docblogtext, Audio, Expertenchat, Video…) haben wir hier zusammengetragen, um unseren Lesern die Suche zu erleichtern.

Von aktuell bis zurück zum Herbst 2020. Von vielgestellten Fragen bis hin zu den Details. Weitere interaktive Angebote, etwa Webseminare und Expertenchats, sind bereits geplant für diejenigen, die hier keine Antwort auf ihre spezielle Frage finden sollten:

Das Wichtigste und Aktuellste zuerst:

[Stand: März 2021] Formular für Corona-Impfung in Stufe / Prio 3 aufgrund von Multipler Sklerose
ACHTUNG! DIESE HINWEISE ZUM FORMULAR
SIND NUR FÜR DEUTSCHLAND GELTEND!

  • Für MS-Erkrankte ab dem 60. Lebensjahr genügt als Nachweis beim Impfen der Personalausweis.
  • MS-Erkrankte unter 60 Jahre benötigen einen Nachweis über ihre MS und somit die Zuordnung in die 3. (erhöhte) Priorität, um früher geimpft zu werden. Hierzu gibt es ein Corona-Impf-Formular für den zuständigen Arzt (vom Arzt auszufüllen).
  • Die Geschwindigkeit und damit die aktuell zu impfende Stufe unterscheidet sich je nach Region. In Stuttgart ist Ende Februar mit der 2. Stufe begonnen worden.

[Stand: März 2021] Fazit zur Corona-Impfung bei MS; Beitrag auf MS-Docblog.de & Video mit Prof. Mathias Mäurer und Prof. Tino Schwarz zum Thema

  • Docblog-Beitrag: Covid-19-Impfung mit MS, aktueller Stand
  • Video: Webseminar Impfen & MS mit Neurologe und Impfexperte
  • Fazit: Gerade MS-Patienten sollten sich impfen lassen, denn die echte Infektion mit COVID19 birgt bei weitem mehr Risiken als die Impfung.
  • Fazit: Es ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig egal, mit was für einem Impfstoff man geimpft wird – Hauptsache man ist geimpft. 
  • Fazit: Kein Impf-Fatalismus im Hinblick auf die ständige mediale Konfrontation mit Virusmutationen. Die COVID19-Impfstoffe schützen auch gegen die Mutanten, die derzeit in Deutschland eine Rolle spielen.
  • Fazit: Alle COVID19 Impfstoffe sind sicher – auch bei MS.
  • Fazit: Die COVID 19-Impfung ist auch unter sämtlichen zugelassenen MS-Therapien möglich und sinnvoll – und nicht gefährlich. 
  • Fazit: Nutzen sie die Möglichkeit zur Impfung – schon zwei Wochen nach der ersten Impfstoffdosis sinkt das Risiko, schwer an COVID19 zu erkranken, signifikant ab.
  • [Ergänzung der Redaktion]: MS-Erkrankte werden aktuell weiter in Stufe 3 (Autoimmunerkrankungen) geimpft, es sei denn, sie kommen durch ihr Alter oder bestimmte Vorerkrankungen (Bestätigung vom Arzt ist erforderlich) in eine höhere Stufe.Daran hat sich seit Winter 20 nichts geändert. Hier sind die Priorisierungsstufen abrufbar.

[Stand: Februar 2021] Zusammenfassende Videomitschnitte von Prof. Flacheneckers Vortrag auf dem virtuellen Neujahrstreffen der AMSEL

inkl. Erläuterung der Daten aus Italien und Spanien:

[Stand: Januar 2021] Multiple-Sklerose-Wirkstoffe und COVID-19-Impfung:

Hier finden Sie in einer übersichtlichen Tabelle alle gängigen MS-Mittel, ihren möglichen Einfluss auf den Impfwirkstoff und Empehlungen, welche Abstände eventuell einzuhalten sind.

[Stand: Januar 2021] Expertenchat zu COVID-19-Impfung und MS:

Individuelle Fragen und Antworten rund um das Thema.

[Stand: Februar 2021] Eränzung zum Expertenchat vom 19. Januar 2021

Ergänzend zum Expertenchat geht Prof. Mathias Mäurer in diesem Docblogbeitrag auf folgende häufig gestellte Fragen ein:

  • Kann man den Impferfolg messen?
  • Welcher Impfstoff ist der beste für MS-Patienten?
  • Und warum spielt beides zunächst eine untergeordnete Rolle?

[Stand: Februar 2021] Beitrag auf MS-Docblog

[Stand: Januar 2021] Impfung gegen SARS CoV2 – Antworten zu häufigen Fragen aus MS-docblog.de:

1. Ist die schnelle Zulassung des Impfstoffes ein Problem?

Nein, sie ist sicher kein Grund zur Sorge.

  • Behördliche und auch kommerzielle Barrieren (Lohnt sich die Weiterentwicklung?) sind aktuell durch die Pandemie außer Kraft gesetzt. Daher geht es schneller.
  • Unterschiedliche Phasen der klinischen Prüfung werden teilweise parallel durchgeführt.
  • Kommunikation mit den Behörden lief wesentlich dynamischer als in normalen Zeiten – durch ein sog. „rolling review“-Verfahren wurden die Datenpakete umgehend durch die Arzneimittelagentur bewertet, sobald sie verfügbar waren [anstatt bis zum Abschluss abzuwarten].
  • Für die Zulassung des neuen Impfstoffes galten und gelten die gleichen hohen Qualitätskriterien, wie für jedes andere Medikament, das in normalen Zeiten zugelassen werden soll.

2. Angst vor Gentechnik?!
Insulin, Tysabri und Ocrevus sind 3 gute Beispiele für Gentechnik in der Medizin. Kein Grund, diese pauschal abzulehnen.

  • Auch in der Impfstoffentwicklung gibt es schon lange gentechnische Methoden – der neue COVID19-Impfstoff ist keine Besonderheit.
  • Neu ist lediglich die Vakzinierung mittels mRNA (messenger RNA) – die mRNA-Technologie wird jedoch schon seit Jahrzehnten v.a. bei Krebstherapien intensiv beforscht.
  • Die verimpfte mRNA des Covid-19-Impfstoffes enthält den „Bauplan“ eines wesentlichen Virusmerkmals (sog. Spike Protein). Er hat kein Potential, unser Erbgut zu verändern – wie manche Impfgegner behaupten.
  • mRNA ist zudem relativ instabil, wird nach wenigen Stunden vollständig abgebaut – von einer längerfristigen Veränderung unserer Zellen oder gar unseres Erbguts kann daher  keine Rede sein.
  • Die kurze mRNA -Verweilzeit genügt jedoch, um so viel Virusprotein herzustellen, dass unser Immunsystem mit einer Immunantwort reagieren kann, was uns vor einer Infektion mit dem echten Corona-Virus schützt.

3. … und die Nebenwirkungen?
Die Studie, die zur Zulassung des Biontech/Pfizer-Impfstoffes geführt hat, ist mittlerweile publiziert (Polack et al. Safety and Efficacy of the BNT162b2 mRNA Covid-19 Vaccine. DOI: 10.1056/NEJMoa2034577) – diese Informationen sind nicht besorgniserregend.

  • Grundsätzlich ist Impfreaktion ähnlich wie z.B. bei Grippeschutzimpfung möglich (Schmerzen/Schwellung an der Einstichstelle, erhöhte Körpertemperatur, Abgeschlagenheit etc.).
  • Impfreaktion war in der Regel leicht bis moderat und bei älteren Erwachsenen weniger häufig und milder als bei jüngeren Erwachsenen.
  • Die systemische Reaktion (Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein) war nach der zweiten Dosis häufiger und schwerer als nach der ersten Dosis, obwohl die Lokalreaktion an der Einstichstelle nach beiden Gaben ähnlich war.
  • Bei ungefähr 4% der Impfstoff-Empfänger wurden schwere Allgemeinsymtome beobachtet – aber alle diese Symptome waren, wie es bei Impfreaktionen üblich ist, vorübergehend, also kein dauerhafter „Impfschaden“.
  • Schwerwiegende Nebenwirkungen traten in der Impfstoffgruppe und der Placebo-Gruppe mit 0,6 % bzw. 0,5 % in etwa gleichhäufig auf.
  • Bei 4 der ca. 18.000 geimpften Probanden wurde ein Zusammenhang mit dem Impfstoff angenommen: eine Schulterverletzung durch die Injektion, eine Lymphknotenschwellung in der Achsel, eine intermittierende Herzrhythmusstörung und eine Gefühlsstörung des rechten Beins.
  • Zwei Impfstoff-Empfänger starben (einer an Arteriosklerose, einer an Herzstillstand), und auch vier Placebo-Empfänger (zwei an unbekannten Ursachen, einer an einer Hirnblutung und einer an einem Myokardinfarkt). Ein Zusammenhang zwischen den Todesfällen und der Verabreichung des Impfstoffes bzw. der Placebo-Injektion war nicht zu sehen.
  • Durchschnittliche Nachbeobachtung war 2 Monate nach der 2. Impfdosis – insgesamt sind zwei Jahre geplant.
  • Richtig ist: Seltene Nebenwirkungen lassen sich erst im weiteren Verlauf mit ausreichender Sicherheit beurteilen. Typische immunologische Nebenwirkungen im Zusammenhang mit einem Impfstoff treten jedoch innerhalb von 6 Wochen auf (eine Anaphylaxie oder eine immunologische Spätreaktion wie z.B. eine akute Polyneuritis). Sonst ist ein Zusammenhang mit der Impfung äußerst fraglich.
  • Demgegenüber stehen die weit schwereren Auswirkungen von Covid-19 bis hin zu einer Sterberate von 30 % (!) bei über 80jährigen.
  • Die Zulassung zum jetzigen Zeitpunkt ist richtig – ein sinnvolles Nutzen-Risiko-Verhältnis ist gegeben.

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Impfung gegen COVID19 ist für MS-Erkrankte sinnvoll [Januar 2021]

  1. Schübe: Impfung löst keine Schübe aus.
  2. Abstand zu MS-Immunmodulatoren erwünscht, aber nicht Bedingung
  3. Warum MS-Betroffene nicht als erste geimpft werden können: Hochbetagte haben ein hohes Sterberisiko durch COVID19. Darum werden sie zuerst geimpft.

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Fortlaufend ergänzt: Kategorie zu MS und Covid-19 auf amsel.de:

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Winter 2020: Abstände zwischen Impfung und Priorisierung

Zeitlicher Abstand zur MSTherapie bei manchen krankheitsmodifizierenden MS-Wirkstoffen erwünscht, um Impfwirkung nicht zu schmälern. Priorisierung von MS-Betroffenen wegen Schubrisikos? Das Krankheitskompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) setzt sich dafür ein.

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Herbst 2020: Impfen gegen Covid-19 – Audiopodcast

  1. https://www.amsel.de/video/prof-maeurer-ueber-corona-impfstoffe-auch-fuer-menschen-mit-ms/
    1. Prof. Mathias Mäurer erklärt in diesem Audiopodcast, was Impfen allgemein und speziell für Menschen mit Multipler Sklerose bedeutet.
    2. Was passiert kurz gesagt beim Impfen und welche Arten von Impfstoffen gibt es? Wann spricht man von einem Impfschaden, wann von gewöhnlichen Nebenwirkungen?
    3. Was versteht man unter Herdenimmunität?
    4. Ist Impfen bei Multipler Sklerose immer unproblematisch oder gibt es Impfungen, die man mit MS oder einer bestimmten MS-Therapie besser nicht machen sollte?
    5. Gibt es Impfungen, die gerade für Menschen mit MS zu empfehlen sind?
    6. Vor der Zulassung der Impfstoffe: Was erwartet uns? Wie trennt man zwischen Risikopatient und Nicht-Risikopatient?

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Herbst 2020:  Prof. Mäurer über Corona-Impfstoffe – auch für Menschen mit MS – Audiopodcast

Prof. Mathias erklärt in diesem Audiopodcast, wie das Nebenwirkungsrisiko trotz kurzer Testzeiten minimiert wird und was die Corona-Impfstoffe speziell für Menschen mit Multipler Sklerose bedeuten.

  1. Ein Hauptargument gegen Corona-Impfstoffe lautet immer wieder die gegenüber anderen Wirkstoffen verkürzte Testphase. Warum wird kürzer getestet und wie stellt man sicher, dass die Impfstoffe keine bleibenden Schäden hinterlassen?
  2. Neben der verkürzten Studienzeit hört man immer wieder, dass zum Beispiel der sogenannte Oxford-Impfstoff gar nicht wirke und dennoch weiter getestet werde. Was ist da dran?
  3. MS-Patienten sollten möglichst keine Lebendimpfstoffe erhalten. Was ist hier die Gefahr und wie könnte man der begegnen, wenn ein Lebendimpfstoff gegen Corona zugelassen würde?

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Herbst 2020: Allgemeines zu Impfstoffen, Impfen bei MS auf MS-Docblog

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Herbst 2020: Expertenchat mit Prof. Ariel Schoenfeld

Thema: MS-Therapie in Coronazeiten, darin einige Fragen und Antworten zum Thema Covid-19-Impfung bei MS
https://www.amsel.de/beratung/expertenchat/chatprotokolle/ms-therapie-in-coronazeiten-1/

Quelle und Redaktion: AMSEL e.V., 29.03.2021

Covid-19 Impfung über die Haut?

Ein neues Verfahren könnte um ein Vielfaches effizienter und schmerzfrei sein  Christoph Rademacher 

Können wir in Zukunft über die Haut impfen? Christoph Rademacher weiß mehr. Christoph Rademacher forscht an neuen Therapien durch den gezielten Wirkstofftransport an Zellen des Immunsystems.Foto: Privat

Die Lungenerkrankung Covid-19 hat die Welt fest im Griff und bestimmt unseren Alltag – noch dazu tritt heute, Dienstag, ein harter Lockdown in Österreich in Kraft. Mit über 54 Millionen Infizierten weltweit gehört diese Pandemie durch ihre rasante Ausbreitung und die gesundheitlichen wie auch wirtschaftlichen Schäden zu einer der schlimmsten der Geschichte. Diese Trägheit auf neue Erreger reagieren zu können, offenbart die Lücken im System; ein System, in dem Investitionen in die Infektionsforschung als nicht rentabel eingestuft wurden und viele Pharmafirmen ihre Forschungseinheiten geschlossen haben. In diese Historie lässt sich die Impfstoffentwicklung ebenfalls einordnen – auch hier lassen sich neue Medikamente nicht in kurzer Zeit entwickeln.

Schnellere Entwicklung, kostengünstige Skalierung der Produktion und angepasste Zulassungsprozesse– so wie es im Falle von Covid-19 auch gerade geschieht– sind notwendig.

200 Forschungsprojekte, ein Ziel: Den Erreger dem Immunsystem vorab mitteilen

In über 200 Forschungsvorhaben weltweit werden gegenwärtig verschiedene Impfstoffkandidaten untersucht. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Ansätze: Abgeschwächte Viren oder genetisch veränderte Erreger finden ihren Einsatz sowie Impfstoffe, die nur definierte Bruchteile des [CR1] Virus verwenden, werden erforscht. Alle folgen dem gleichen Prinzip: dem menschlichen Immunsystem muss der zu erwartende Erreger mitgeteilt werden. Die Geschwindigkeit der Forschung ist erstaunlich – ganz besonders für die Entwicklung von Impfstoffen, die sonst 10-15 Jahre dauern würde, um ausreichende Sicherheit und Wirksamkeit für die Zulassung zu generieren. Von der Grundlagenforschung, den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, den behandelnden Ärzten, den Zulassungsbehörden bis hin zur Politik versuchen alle den Kompromiss zwischen Sicherheit der Anwendung und einem ausreichenden Impfschutz zu finden.

Zugangscode zum Immunsystem macht Impfung über die Haut möglich

Im September dieses Jahres haben mein Team und ich an der Uni Wien und den Max Perutz Labs unsere Forschung begonnen und leisten einen kleinen Beitrag zu diesem Puzzle. Mein Team sucht nach neuen Wegen, Impfstoffe in den Körper zu bringen und sie damit effizienter zu machen. Wir können auf unserem Weg auf sehr viel Wissen über das Immunsystem zurückgreifen, das besonders in den letzten zwanzig Jahren gewonnen wurde. Dies hat uns ermöglicht, eine Technologie zu entwickeln, mit der man gezielt Medikamente zu bestimmten Immunzellen der Haut bringen kann. Bei diesen Immunzellen handelt es sich um die sogenannten Langerhans Zellen, einer kleinen Population von Zellen, die sich in der obersten Hautschicht befindet und dort eindringende Erreger abfängt. Die Langerhans Zellen erkennen diese Eindringlinge unter anderem anhand ihrer Oberfläche, wo eine dichte Schicht aus Zuckern, die jede Zelle wie ein Pelz umgibt, als eine Art Zugangscode fungiert. Wird ein Erreger nun als Feind erkannt, alarmieren die Langerhans Zellen das gesamte Immunsystem und sorgen damit für einen idealerweise langanhaltenden Schutz des Körpers. Wir haben die Erkennung dieser Zuckermoleküle durch die Immunzellen bzw. deren Rezeptoren studiert und mit künstlichen Bausteinen nachgebaut.

Wie der Impfstoff exakt dorthin kommt, wo er wirkt

Mit diesem gefälschten Zugangscode ausgestattet werden Medikamente nur noch genau in diese Langerhans Zellen gebracht. Andere Zellen sind dann nicht mehr eingebunden. Damit geht auch wesentlich weniger Impfstoff an Zellen verloren, die damit gar nicht arbeiten können. Mit dieser gezielten Auslieferung machen wir uns die natürliche Funktion der Langerhans Zellen zu Nutze und liefern ihnen zum Beispiel Teile eines Virus, gegen die dann das Immunsystem scharf gemacht werden könnte. Konkret informieren wir das Immunsystem darüber, wie die Andockstellen eines Virus aussehen. Der Körper produziert dann Antikörper, die diese Andockstellen blockieren, so dass sich das Virus nicht mehr ausbreiten kann. Ausgestattet mit diesem Vorwissen hätte es ein Erreger also schwerer in den Körper einzudringen. Das Produkt bestehend aus unserem Zugangscode und dem Baustein des Virus wäre dann ein Impfstoff.

Neue Methode ist effizienter – mehr Menschen könnten geimpft werden

Neben dieser gezielten Auslieferung des Impfstoffs an genau die Immunzellen in der Haut, die eine antivirale Antwort natürlich koordinieren, sehen wir aber noch weitere Vorteile unserer Technik. Auch die Wege, die ein Impfstoff in der einzelnen Zelle zurücklegt, um dort richtig verdaut und damit richtig an andere Zellen des Immunsystems präsentiert zu werden, spielt eine entscheidende Rolle. Die von uns angesteuerte Andockstelle, ein Rezeptor, der Zucker der Erreger erkennt, ist genau für die Beschleunigung gemacht. Hier weisen unsere Ergebnisse bisher darauf hin, dass eine deutliche Effizienzsteigerung erreicht werden kann. Das heißt, mit der gleichen Menge Impfstoff könnten mehr Menschen geimpft werden.

Impfen über ein Pflaster – ohne Nadeln

Schließlich bietet auch die Lage der Langerhans Zellen in der obersten Hautschicht einen Vorteil: Die Zellen sind leicht zu erreichen. So könnte in Zukunft ein Pflaster für wenige Stunden auf die Haut aufgebracht für eine Immunisierung ausreichend sein. Wir wissen, dass wir damit sehr viel erreichen können und arbeiten daher mit Hochdruck an der Umsetzung dieser Vision.

Kommt dieser Ansatz nicht zu spät?

Viele Firmen sind bereits in der klinischen Phase III der Impfstoffentwicklung – Biontech und Pfizer arbeiten gar schon an der Zulassung. Kommen wir damit nicht zu spät? Ja. Das hoffen wir sogar. Denn das bedeute, dass jemand anderes früh eine Lösung gefunden hat. Und nein: Unser Verfahren ist mit vielen der gängigen Impfstoffansätze kompatibel. Eine Effizienzsteigerung könnte auch durch späteres Hinzufügen unserer Technologie in bereits bestehende Impfstoffe erreicht werden.
(Quelle: Standard Beitrag: Christoph Rademacher, 17.11.2020)

B-Zellen aus dem Darm bekämpfen Entzündungen bei MS

Die Darmflora ist bei Menschen mit Multipler Sklerose verändert. Zum Beispiel wandern IgA-produzierende B-Zellen über das Blut ins Gehirn und Rückenmark, um dort bei Entzündungen zu helfen, wie Forscher nun herausgefunden haben.

Fast schon könnte man meinen, der Darm in der Wissenschaft sei eine Modeerscheinung:  Er taucht in den letzten Jahren regelmäßig auf, besonders, wenn es um das Immunsystem geht. Und natürlich im Zusammenhang mit Multipler Sklerose.

Nachdem die Menschheit ihr Verdauungsorgan über Jahrhunderte hinweg tabuisiert hat, machen Science-Slam-Aktionen wie „Darm mit Charme“ das vielleicht lauteste unserer Eingeweide salonfähig. Und es mehren sich Studienergebnisse, die belegen, dass der Darm weit mehr ist als ein menschlicher Entsorgungsschlauch, dass er weit mehr kann als nur Nahrungsbrei zerkleinern und transportieren. Vom „Darmhirn“ ist gar manchmal die Rede, weil über die Unzahl an Bakterien, die unser Gedärm bevölkern (und bevölkern müssen, sonst könnten wir nicht verdauen) scheinbar unser Immunsystem (mit-) gesteuert wird.

Darm (flora), Immunsystem und Multiple Sklerose

Hier nur eine kleine Auswahl der Nachrichten zum Thema aus den vergangenen 2 Jahren:

Darm und Immunsystem: Ansatz bei Multipler Sklerose

Ein Immunsystem, das bei Autoimmunerkrankungen wie der Multiplen Sklerose übers Ziel hinausschießt, eigene Zellen angreift anstatt fremde. Was einen auf die Idee bringt, einen Zusammenhang zwischen Ernährung und Krankheiten wie MS zu sehen. Vorausgesetzt, der Mechanismus geht vom Darm zum Immunsystem. Denkbar wäre ja auch die umgekehrte Reihenfolge: Dass ein schadhaftes Immunsystem den Darm beeinflusst.

Um rein theoretische Hypothesen zu beweisen, braucht es objektive Nachweise und einen solchen Nachweis hat nun ein internationales Forschungsteam erbracht: Die Wissenschaftler um PD Dr. Anne-Katrin Pröbstel konnten gleich zweilerlei zeigen:

  1. dass bestimmte B-Zellen, nämlich die Immunglobulin A produzierenden B-Zellen, die sich im Darm gegen MS-typische Bakterien richten, bei Patienten mit Multipler Sklerose besonders oft im Darm vorkommen, verglichen mit Gesunden, und,
  2. dass diese IgA-B-Zellen bei Patienten mit Multipler Sklerose aus dem Darm Richtung Gehrin wandern und zwar vermehrt im Falle einer akuten MS-Entzündung. Die Forscher sprechen von einer Darm-Hirn-Achse oder auch Darm-Hirn-Brücke.

B-Zelle ist nicht gleich B-Zelle

Zwar gibt es B-Zell-depletierende Medikamente gegen MS, jedoch reduzieren die zugelassenen Wirkstoffe nur bestimmte B-Zellen. Entfernt man die B-Zellen zu großzügig, so zeigte sich in früheren Forschungen, kann sich die MS sogar verschlimmern.

Die aktuellen Funde zeigen, dass bestimmte B-Zellen wie die IgA-produzierenden B-Zellen gebraucht werden im Kampf gegen Multiple Sklerose. Offen ist allerdings, welcher Mechanismus sie aktiviert. Das wird weiter erforscht und könnte einen Ansatz liefern, um die helfenden IgA-B-Zellen gezielt zu aktivieren und so entzündliche Phasen der Multiplen Sklerose einzudämmen.

Quellen: Science Immunology, 20.11.2020 ; Pressemitteilung der Universität Basel, 20.11.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 30.11.2020

Remyelinisieren mit Einfach-Zucker?

Ein internationales Forscherteam hat entdeckt, dass N-Acetylglucosamin bei Mäusen Myelin repariert. Der Zucker ist in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten, die bei Gelenkbeschwerden helfen sollen.

N-Acetylglucosamin ist ein Einfachzucker, der in Muttermilch vorkommt und für Nahrungsergänzungsmittel hauptsächlich aus Krebstierschalen gewonnen wird. Einem deutsch-amerikanischen Forschungsteam zufolge könnte N-Acetylglucosamin bei Menschen mit Multipler Sklerose die Remyelinisierung fördern. Das Myelin ist sozusagen die Achillesferse bei Multipler Sklerose: Ist diese Schicht um die Nerven beschädigt, kommt es zu Symptomen und Behinderungen.

Ein Zucker, der die Nerven schützen könnte

Die Betonung liegt noch auf dem Wort „könnte“, denn bisher zeigte sich die Myelin reparierende Wirkung des Zuckers nur bei Mäusen. Dafür gaben die Forscher stillenden Mäusemüttern den Einfachzucker und beobachteten ihre Kinder. Dabei zeigte sich, dass N-Acetylglucosamin die Myelin-Stammzellen stimulierte und sowohl die primäre Myelinisierung als auch die Reparatur von Myelin förderte.

Weitere Studien sind nötig und auch bereits angelegt, um die Wirkung am Menschen zu beurteilen. Allerdings weisen reduzierte N-Acetylglucosamin-Werte bei Schäden an der weißen Substanz von Patienten mit Multipler Sklerose darauf hin, dass es auch beim Menschen einen Zusammenhang zwischen dem Einfachzucker und Multipler Sklerose gibt.

Nicht auf eigene Faust einnehmen

Zwar ist N-Acetylglucosamin bereits als Nahrungsergänzungsmittel frei erhältlich, von einer Einnahme auf eigene Faust ist jedoch abzuraten. Zum einen ist eine eventuelle Wirkung auf den MS-Verlauf noch lange nicht erwiesen, zum anderen sind spezielle Gruppen durch die Einnahme von N-Acetylglucosamin gefährdet. Darunter fallen zum Beispiel Menschen mit Herzproblemen, besonders bei der Einnahme von Blutverdünnern, ebenso wie Diabetiker, Schwangere, Stillende, Kinder und Jugendliche. Im Zweifel sollten MS-Patienten ihren Arzt vor der Einnahme konsultieren, auch wenn es sich bei N-Acetylglucosamin um ein freiverkäufliches Nahrungsergänzungsmittel handelt.

Die Entdeckung des Einflusses von N-Acetylglucosamin auf die Myelinisierung könnte auch erklären, warum nicht gestillte Kinder zum Teil kognitive Nachteile gegenüber gestillten Kindern haben: Muttermilchersatz enthält kein N-Acetylglucosamin.

Quellen: Verwendung von Glucosamin und dessen Verbindungen in Nahrungsergänzungsmitteln (Pdf), Stellungnahme des BfR (Bundesinstitut für Risikofroschung), 15.06.2007; Journal of Biological Chemistry, 25.09.2020; Pressemitteilung des MDC (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft), 14.10.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 27.11.2020

Rote-Hand-Brief zu Fingolimod

Einzelfälle mit akutem Leberversagen bei Fingolimod-Patienten sind der Grund für den Hersteller, die Empfehlungen für die Überwachung der Leberfunktionen zu verschärfen.

Dass sich die Leberwerte nach der Einnahme von Fingolimod (Gilenya) verschlechtern können und deshalb beobachtet werden müssen, ist längst bekannt. Einzelfälle von schweren Leberschädigungen, welche Transplantationen nötig machten, überzeugten den Hersteller Novartis, die Empfehlungen für die Leberwerte unter Fingolimod bzw. für einen evtl. Behandlungsabbruch noch zu verschärfen. Diese Änderungen gab der Hersteller in einem Rote-Hand-Brief heraus.

So lauten die Empfehlungen zur Risikominimierung von arzneimittelinduzierten Leberschädigungen unter Fingolimod nun:

regelmäßige Leberfunktionstests inkl. Serumbilirubinvor Therapiestart und in den Monaten 1, 3, 6, 9 und 12,  danach regelmäßig bis zwei Monate nach Therapie-Ende
ohne klinische Symptome häufigere Tests inkl. Serumbilirubin und alkalischer Phosphatase bei> 3- bis < 5-fache der Obergrenze des Normalwertes ohne Anstieg des Serumbilirubin
ohne klinische Symptome Behandlung unterbrechen bei> 5 fache Obergrenze des Normalwertes
ohne klinische Symptome Behandlung unterbrechen bei> 3 fache Obergrenze des Normalwertes plus Anstieg des Serumbilirubins
Behandlung unter Nutzen-Risiko-Abwägung wieder aufnehmen beinormalisierten Leberwerten
mit klinischen Symptomen Behandlung absetzen wenndirekte Überprüfung der Leberenzyme und des Bilirubins eine relevante Leberschädigung bestätigt

Novartis berichtet, dass im Rahmen der klinischen Entwicklung 8% der erwachsenen Patienten unter Therapie mit Fingolimod 0.5 mg einen Anstieg der ALT (Alanin-Aminotransferase) auf das 3-Fache der Obergrenze des Normalwerts (ULN) und mehr verzeichneten. Mehr als das 5-Fache der ULN kam nur bei 1,8 % der Fingolimod-Patienten vor.

Kurz vor dem Rote-Hand-Brief zu Fingolimod war ein Rote-Hand-Brief zu Dimethylfumarat verschickt worden. Hier hatte sich in Einzelfällen gezeigt, dass eine PML auch unter leicht erniedrigten Lymphozytenwerten auftreten kann, wobei die PML unter Dimethylfumarat (Tecfidera) sehr selten vorkommt (11 Fälle bisher bei ca. 500.000 Patienten), verglichen etwa mit Natalizumab (Tysabri). amsel.de hatte berichtet.

Quellen: Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (Pdf), 10.11.2020; Pressemitteilung von Novartis, 10.11.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 25.11.2020

Rote-Hand-Brief zu Dimethylfumarat

Der Hersteller Biogen gibt bekannt, dass sein Multiple-Sklerose-Medikament Tecfidera auch mit leicht verringerten Lymphozytenwerten eine PML auslösen kann. Verglichen mit Tysabri ist diese Nebenwirkung bei Tecfidera jedoch sehr selten.

Bisher gab es unter Tecfidera bei knapp einer halben Million behandelten Patienten nur 11 bestätigte Fälle von progressiver multifokaler Leukenzephalopathie, kurz: PML. Zwar ist das PML-Risiko bisherigen Daten zufolge unter Tecfidera deutlich kleiner als etwa unter Tysabri. PML ist jedoch eine unter Umständen tödliche Erkrankung. Daher ist es wichtig zu wissen für MS-Patienten, die Dimethylfumarate einnehmen, dass eine PML nicht nur bei mäßig bis stark verringerter Lymphozytenzahl auftreten kann (man spricht von einer Lymphopenie), sondern auch bereits bei leicht verringerter Zahl (Lymphozytenwert ≥0,8 x 109/l und unter dem unteren Normwert).

PML nicht nur bei stark verringerten Lymphozyten

Bei 3 der 11 bekannten PML-Fälle unter Dimethylfumarat (als „Tecfidera“ gegen MS im Handel) war die Lymphopenie nur leicht. Der Hersteller Biogen hat daher einen Rote-Hand-Brief mit entsprechenden Aktualisierungen herausgegeben. Er empfiehlt:

  • vor einer Therapie mögliche Ursachen abzuklären, sollte die Lymphozytenzahl des MS-Patienten unterhalb der Norm liegen,
  • während der Therapie mit Tecfidera bei schwerer Lymphopenie (Lymphozytenwerte < 0,5 x 109/l) über mehr als 6 Monate, das Medikament abzusetzen,
  • Tecfidera dauerhaft abzusetzen, sollte eine PML auftreten.

Während der Therapie sollten Patienten außerdem ihre Partner oder Betreuungspersonen über Tecfidera und mögliche Symptome einer PML informieren, weil Symptome einer PML vom Umfeld eher wahrgenommen werden können als vom Patienten selbst.

Zu den möglichen Symptomen einer PML gehören eine gestörte Motorik, kognitive Störungen sowie Verhaltensveränderungen. Teilweise ähneln die Symptome denen einer MS, was die Diagnose erschwert.

Quelle: Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft(Pdf), 09.11.2020; Pressemitteilung von Biogen, 09.11.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 10.11.2020

Alternative zu Kortison gesucht

Wissenschaftler der Technischen Universität München sind einen kleinen aber vielleicht entscheidenden Schritt weiter auf dem Weg, den klassischen Entzündungshemmer abzulösen.

Cortison findet sehr viel Anwendung, ob als freiverkäufliche Salbe oder Spray, als Tablette oder Infusion. Seit Mitte des letzten Jahrhunderts ist es kaum wegzudenken aus der Medizin. Und das, obwohl vor allem bei längerem Gebrauch durchaus auch bleibende Nebenwirkungen auftreten können.

Cortison ist sehr potent bei Entzündungen…

Ein Grund für die große Beliebtheit von Cortison trotz seiner möglichen Nebenwirkungen (zum Beispiel höherer Blutdruck oder Osteoporose): Es gibt bis heute schlicht und ergreifend keine ähnlich potente Alternative. Und Cortison erfüllt eine sehr wichtige Funktion, denn es ist in der Lage, sowohl lokal wie im ganzen Körper Entzündungen zu unterdrücken, indem es das überschießende oder fehlgeleitet reagierende Immunsystem bremst. Daher kommt es bei so unterschiedlichen Krankheitsbildern zum Einsatz wie:

  • Multiple Sklerose
  • Morbus Crohn
  • Nasennebenhöhlenentzündungen
  • bestimmte Rheumaformen
  • Schuppenflechte und andere Hauterkrankungen
  • Asthma
  • Allergien

Selbst gegen Covid-19 wird Cortison teilweise eingesetzt. Ein weiterer „Nebenwirkungshaken“ von Cortison ist seine Widersprüchlichkeit: Einerseits hilft es, Entzündungen im Rahmen eines Infektes zum Beispiel zu unterdrücken. Andererseits kann zumindest eine dauerhafte Anwendung von Cortison die Infektanfälligkeit erhöhen.

…wären da nicht die Nebenwirkungen bei dauerhafter Anwendung.

Dosis und Dauer bestimmen bei Cortison wie bei den vielen anderen Anwendungen die Höhe und den Schweregrad der möglichen Nebenwirkungen. Wer wegen einer Nasennebenhöhlenentzündung für eine kurze Zeit ein (niedrig dosiertes) Cortison-Spray lokal anwendet, muss sich kaum sorgen. Anders ist das bei chronischen Erkrankungen, die eine Dauertherapie oder auch immer wiederkehrende wochenlange Therapien mit Cortison erfordern.

Gründe genug, hier nach Alternativen zu forschen. Das passiert auch schon sehr lange, vermutlich, seitdem Cortison auf dem Markt ist. Eine Möglichkeit, um hier neue Therapiewege zu finden, ist, Cortison selbst genau zu untersuchen. Denn so viel weiß man über seine Wirkweise trotz 70 Jahren im Einsatz nicht.

Entzündungsgene finden und ausschalten

Was man weiß: Glucocorticoide binden an einen Glucocorticoid-Rezeptor. Das Steroidhormon Cortisol bilden wir sogar selbst. Es hilft uns beim Aufwachen und wird in Stress-Situationen ausgeschüttet. Und es hilft, den Zucker- und Fetthaushalt zu regeln. Quasi ein „Ausnahmehormon“ für spezielle Situationen. Zu den Funktionen von Cortisol gehört auch die Kontrolle der Immunreaktion. Über den Rezeptor lässt sich diese ausschalten und genau das nutzt man oft in der Medizin mit synthetischen Wirkstoffen wie Prednisolon oder Hydrocortison.

Das Team um Henriette Uhlenhaut, Professorin an der Technischen Universität München (TUM) untersuchte die Wirkweise der Glucocorticoide genauer. Und kam zu dem Schluss, dass sich hierbei nicht wie bisher angenommen, lediglich Proteine untereinander beeinflussen und somit Basis für den Effekt der Steroide sind, sondern dass die DNA sehr wohl eine Rolle spielt. Genau dieser Fund, sollte er sich bewahrheiten, hat große Bedeutung bei der Suche nach Alternativen zu Kortison: Jetzt geht es darum, die „Entzündungsgene“ herauszufinden, um gezielter Entzündungen unterdrücken zu können, ohne die bekannten Nebenwirkungen des Cortisons. Gerade Patienten mit Multipler Sklerose und viele weitere Chroniker könnten von einer nebenwirkungsfreieren Alternative zu Cortison profitieren.

Quelle: Pressemitteilung der Technischen Universität München, 02.09.2020.

Redaktion: AMSEL e.V., 03.09.2020

Durchbruch in der Remyelinisierung?

Wenigstens am Mausmodell konnten europäische Forscher zeigen, dass der Asthmawirkstoff Theophyllin das Myelin um die Nervenfasern herum wiederherstellen kann. Der Abbau der Myelinscheiden ist schuld an den zunehmenden Behinderungen im Rahmen einer Multiplen Sklerose.

Gerade, wenn es sich bei Forschungsergebnissen um solche aus Mausmodellen handelt, sollte man vorsichtig sein, um nicht frühzeitig Hoffnungen zu schüren. Was die Forscherteams der Universität Fribourg in der Schweiz und der Johannes Gutenberg Universität Mainz herausgefunden haben, könnte die Remyelinisierung ein gutes Stück voranbringen und etwas Hoffnung schöpfen lassen – auch wenn es bis zu einer Zulassung noch dauern wird.

Es ist schon lange bekannt, dass sich das Myelin um unsere Nervenfasern herum vor allem im Zentralen Nervensystem mit dem Alter immer schlechter von allein wieder erneuert. Die fettigen Myelinschichten, man spricht auch von Myelinscheiden, um die Nervenfasern herum schützen diese und sorgen dafür, dass Signale mit Hochgeschwindigkeit durch unser Zentrales Nervensystem flitzen können.

Dank Myelin „flitzen“ die Signale

Umgekehrt ist es leicht vorstellbar, was passiert, wenn diese Isoliertschichten fehlen: Die Signale kommen nur noch schneckenschnell voran, und, noch schlimmer, die Nervenfasern, die nun frei liegen, können untergehen: der gefürchtete Axonverlust. Kein Signal kommt merh hindurch. Das ist der Fall bei der Multiplen Sklerose, wo dieser Prozess zunächst meist schubförmig stattfindet, mit zunehmendem Alter jedoch in einen schleichenden Prozess übergeht. Es kann zu allen denkbaren neurologischen Ausfällen kommen, ob das nun

  • die Sicht betrifft,
  • unsere Konzentration,
  • unser Gedächtnis,
  • unser Tempo,
  • die Fähigkeit unserer Haut, zu fühlen,
  • unsere Mobilität oder
  • unsere Fähigkeit, das Wasser zu halten.

Schon lange sucht die Forschung weltweit daher nach Möglichkeiten, die Myelinschicht zu retten oder, wenn sie denn schon verloren ist, sie zu reparieren. Bislang mit verhaltenem Erfolg.

Asthma-Mittel Theophyllin bei Multipler Sklerose

Das Wissenschaftlerteam um die Neurobiologin Professor Claire Jacob hat nun einen wichtigen Mechanismus entdeckt, um die Remyelinisierung sowohl im Zentralen (ZNSGehirn und Rückenmark) wie auch im Peripheren Nervensystem (im übrigen Körper) zu steuern. Im Mausmodell konnten die Myelinscheiden der Tiere durch die Gabe des Wirkstoffs Theopyllin wiederhergestellt werden.

Das Interessante an Theophyllin ist, dass der Wirkstoff schon lange zugelassen ist und vor allem in der Asthmabehandlung eingesetzt wird. Man muss dazusagen, dass Theophyllin nicht unumstritten ist, gerade auch in seiner Wirkung auf das Herz, jedoch sind diese Nebenwirkungen dosisabhängig und die Schweizer-Deutschen Forscher haben herausgefunden, dass es nur eine geringe Dosis braucht, um die Remyelinisierung anzustoßen. Für eine mögliche Zulassung bei Multipler Sklerose hätte die Tatsache, dass Theophyllin bereits zugelassen ist, den Vorteil, dass sich das Zulassungsverfahren verkürzen ließe.

Progrediente MS behandeln?

Um jedoch zu diesem Ergebnis zu gelangen bzw. auf Theophyllin als möglichen Myelin-Erneuerer zu finden, untersuchten die Wissenschaftler zunächst an Mäusen, wie es überhaupt zum Myelinverlust kommt, dann, wie man den Prozess unterbinden kann.

Neurowissenschaftler fanden heraus, dass ein Protein namens eEF1A1 einen Schlüsselfaktor dabei darstellt. eEF1A1 unterbindet die Remyelinisierung, wenn es durch Acetylierung (in der Chemie: der Austausch von einem Wasserstoffatom durch eine Acetylgruppe) aktiviert wird. Deaktiviert man jedoch eEF1A1 durch Deacetylierung, so können die Myelinscheiden erneuert werden. Hierzu benötigt man wiederum ein Enzym namens Histondeacetylase 2 (HDAC2).

Um nun die HDAC2-Aktivität und ihre Synthese in Zellen zu steigern, setzten die Forscher Theophyllin ein. Theophyllin ist ein Stoff, der auch in sehr kleinen Dosierungen aus Teeblättern gewonnen werden kann. Die Remyelinisierung gelingt sowohl im zentralen wie im peripheren Nervensystem, weswegen der Einsatz nicht nur bei Multipler Sklerose weiter erforscht wird, sondern ebenso bei Verletzungen des peripheren (äußeren) Nervensystems, etwa nach Verletzungen oder Operationen.

Eine Finanzierung passender klinischer Studien an Patienten ist bereits beantragt. Für Menschen mit Multipler Sklerose wie für Menschen nach Unfällen wäre es sehr zu wünschen, dass Theophyllin hier eine ebenso gute Wirkung zeigt wie im Tiermodell und – so alle Voraussetzungen erfüllt werden – baldmöglichst zugelassen werden kann.

Gerade in der Behandlung der progredienten MS-Verläufe (PPMS und SPMS) wäre es wichtig, mehr Wirkstoffe zur Verfügung zu haben, da die progredienten Verläufe mit den (meist) Entzündungen eindämmenden Wirkstoffen für die schubförmige MS nur begrenzt therapierbar sind.

Gästbuch geschlossen!

Die Sinnaftigkeit des Gästebuches hat sich in den letzten Jahren ad absurdum geführt.
Der meiste Verkehr entstand durch Spam-Mails englisch sprachiger Quellen.
Auch wenn mein Spam System funktioniert – es kostet sinnlos Zeit.
Kurzum: Das Gästebuch wird niemandem fehlen und ist somit geschlossen.

LG Wolfgang

100.000 Klicks auf MSinLinz

Ich bin sprachlos!  Aber das wäre jetzt bei einem neuen Beitrag natürlich blöd. 😉

Noch im November 2019 sagte ich zu meiner Frau: Jetzt wird´s nimmer lange dauern und ich hab die 100.000 geknackt. Mit Ende Dezember hatte ich nicht gerechnet aber ziemlich genau 10 Jahre danach, Ende Jänner 2010, ist es jetzt endlich soweit! Mit Stand 13. Februar 2020 habe ich über 100.050 Klicks auf MSinLinz.at erreicht und dafür möchte ich mich von ganzem Herzen bei allen BesucherInnen bedanken. Ihr seid DER HAMMER! 

Als ich damals, mit Hilfe von drei befreundetenMS-Kolleginnen (wofür ich heute noch dankbar bin), dieses Baby geboren habe, war es noch als Geschenk an die Selbsthilfegruppe für Neu-Erkrankte in Linz gedacht. Zur Unterstützung aber vor allem auch weil ich es nicht einsah, dass es für uns keine Webseite gab auf der man die wichtigsten Infos gemeinsam finden konnte (die MS Gesellschaft hatte damals nichts Brauchbares im Netz – was sich seit ein paar Jahren endlich gebessert hat).

2013 und 2016 gab es jeweils Designmässige Änderungen, unter anderem wurde der Bereich der Barrierefreiheit eingeführt (ich nutzte im Urlaub erstmals einen Rollstuhl) und auch das Menü wurde angepasst.

2017 hatten wir gemeinsam den ersten Meilenstein erreicht: 50.000 Klicks!!!
Natürlich freute ich mich schon ungemein und fragte mich wie lange es bis zu den 100.000 dauern könnte? Damals, im Februar 2017, entschied ich mich dann ein neues Format einzuführen, den NEWS-BLOG, in dem du dich gerade befindest. Und ich denke, genau der gab der Seite nochmals einen Kick und ermöglichte den schnelleren Weg auf die 100.000! ICH FREUE MICH. dass mein Plan so aufging, besonders aber, dass mein Hobby – MSinLinz.at – nach wie vor ungesponsert ist und aus meiner eigenen Tasche bezahlt wird – vielen helfen konnte, die ersten, ach so wichtigen Informationen zu finden. Das WISSEN, dass es genauso klappt, wie ich es mir wünschte, ist mir Freude und Belohnung genug.

Ob sich jetzt wieder was ändert? Ich kann es noch nicht sagen. Der NEWS-Blog wird weiter aktualisiert – das ist klar.  Mal sehen wo ich noch was ergänzen oder verbessern könnte, ich werd mir Gedanken machen, versprochen. Aber eins sag ich gerne nochmal:

DANKE!

Euer Wolfgang